elisabeth fraenkel

ElisabethFraenkel

 

 

 

bei elisabeth fraenkel hat uns gefallen, dass die arbeiten sehr grafisch impulsiv sind. das thema mensch wird auf interessante weise behandelt!

rosalie

welche rolle spielt co:exist in deiner arbeit?

augen auf. ich schaue an eine weiße rigips decke, unmittelbar über mir. mein blick wandert zu einer eindellung weiter links. altbauwände mögen hoch sein aber nicht hoch genug, um auf einem hochbett gerade stehen zu können. ein versuch meines kleinen bruders seine hose mit schwung und sprung hoch zu ziehen endete mit einer beule in decke und kopf.
meine hand greift zum handy, ich öffne instagram, mein feed wie ein magazin: freunde, nachrichten und memes. ein bild von zwei windrädern auf einem feld hat meine aufmerksamkeit auf sich gezogen, ein vertrauter anblick. die erinnerung an das verlassen von zuhause, auf der autobahn, im zug, raus aus der hauptstadt. lang ist es her…
fenster auf, vor mir ein schlicht entworfener hinterhof, die vier hauswände eng beieinander, klaustrophobie oder gemeinschaftsgefühl? ich schaue meinen hund an, ihr blick verrät mir, sie will raus. durch meinen langen, hohen, schwach belichteten flur gehe ich zu meiner wohnungstür, eine schmale wendeltreppe hinunter, trete ich in das private stück draußen. mein erster blick in ein kleines stück himmel geht durch ein netz, das über das dach gespannt ist, damit der hof vor vögeln geschützt ist. ich öffne die mächtige haustür und schreite in das reich der öffentlichkeit. der wind kommt jetzt ungehindert bei mir an und ich sehe ein größeres stück himmel. vögel gleiten schwungvoll über die dachlandschaft.
vor mir ein rundes stück wiese, in der mitte auf einem hügel ein kleiner brunnen.
als kind spielte ich hier mit freunden. oft kam jemand, um uns 5-jährige zu belehren, dass wir den rasen kaputt machten.
heute spielt mein hund auf der wiese, bis jemand kommt, um mich zu belehren, dass sie den rasen kaputt macht. interessenkonflikte in der großstadt. wem gehört die natur?
zum glück gab es einen spielplatz 20 meter entfernt, der nur uns kindern gehörte. ein rückzugsort. ein ort an dem 10 kinder anstanden, um zu schaukeln.
als ich älter wurde erweiterten sich meine eindrücke unter anderem über den screen des handys. der beginn einer neuen ära, dessen auswirkungen noch unklar scheinen.
wie hätten sich meine sehgewohnheiten entwickelt, wären meine eltern nicht von thüringen mit stundenlangen täglichen spaziergängen durch den wald, zurück nach berlin gezogen?

 

wie arbeitest du?

ein weißes blatt ist für mich wie ein leerer raum, jeden moment, den ich in ihm verbringe, gehe ich einen schritt weiter. ich steige ins unterbewusstsein hinab und blind sucht meine hand nach erfüllung. da gibt es kein richtig oder falsch, in der sekunde fühlt es sich so an als wäre die welt eins.
der raum wird immer größer, die bewegung detaillierter. ein ende der geschichte ist nicht in sicht, alles was da ist bin ich, wie ein teil von mir in einem glas konserviert, gehe ich noch einen schritt weiter und öffne das nächste.
in der vergangenheit habe ich nach proportionen gesucht, in meiner welt, chaotisch, so in dem augenblick auch meine kunst. bis ich einen teil des durcheinanders greifen konnte, durch raum für das chaos. kunst ist manchmal wie wasser im sturm. bis es ruhiger wird und zuletzt ganz still.

 

kultur und pandemie

lock-down: ein isolierter zustand. der bezug zu zeit verschwimmt. unmittelbare konfrontation mit dem was ist. wo schaue ich hin? ins ungewisse. was fühle ich? genug, um es auszudrücken.
aber warum macht man kunst, wenn keiner zuschaut, oder man niemanden hat zum beobachten? geht das überhaupt? die volle aufmerksamkeit liegt auf mir, meinen gedanken, meinem körper, meinen emotionen und meiner unmittelbaren umgebung.
bis ich zum handy greife. der schwarze screen eingeschaltet. währenddessen habe ich das gefühl eine andere realität zu erblicken.
kunst z. b. sehe ich momentan überwiegend digital. mediennutzer*innen sind die neue öffentlichkeit. ein social media account steht für das neue individuum – realitätsnah und realitätsfern zugleich.

weitere künstlerische positionen

moki marie strauß atelier le balto lena whooo yero adugna eticha video
ausstellungsrundgang
[10:58 min]
heike kelter nomeda loredana nemes merete røstad alexandre decoupigny
und schüler*innen der
nehring-grundschule
thomas bratzke elisabeth fraenkel isabella steeb de la cruz jörg
schemmann
lovis hirschmann
kaon yeom und
meryem çelik
(schüler*innen des
gottfried-keller-
gymnasiums)
emilia stroschein karen scheper / dorothea vogel
(und schüler*innen der heinrich-
v.-stephan-schule)
video
ausstellungsrundgang
[3:30 min]

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